Der ehemalige Verkehrsminister hat über das Thema Logistik den Zugang zur Förderung des Asiengeschäftes gefunden. Mit der Asienbrücke will er auch den Wohlstand in Deutschland sichern.
Acht Jahre lang war Andreas Scheuer Mitglied mehrerer Regierungen von Angela Merkel als Staatssekretär und als Minister. Mit dem Regierungswechsel 2021 war für den CSU-Abgeordneten die Zeit im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur vorbei, stattdessen begann eine berufliche Umorientierung. „Wo sind Projekte, wo kann man sich einbringen, auch mit der Erfahrung, mit dem Netzwerk?“, erinnert sich Scheuer. Zu seinen Fachbereichen zählt unter anderem die Logistik.
„Und die Logistik spannt vieles zusammen“, sagt Scheuer. Das ist auch die Verbindung nach China. „Wenn ich mir die Dynamik in Asien anschaue und auch die China-Strategie, die jetzt in dieser Zeit neu entwickelt wurde, dann sieht man schon allein, dass der Wohlstand in Deutschland und der Erfolg der deutschen Wirtschaft vom Auslandsengagement abhängen.“ Wenn ein Politiker wie er mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk mithelfen könne, nicht nur die Dialoge in Bezug auf Werte und Demokratie zu führen, sondern auch „in Bezug auf unsere wirtschaftlichen Interessen Made in Germany“, war er gewillt, dabei mitzuhelfen.
Reisen nach Vietnam, Malaysia, Indonesien, Japan und Korea
Deshalb entschied sich Scheuer 2022 dafür, Vorsitzender der Asienbrücke zu werden. Der überparteiliche Verein hat sich auf die Fahne geschrieben, die Kooperation zwischen den Ländern der asiatisch-pazifischen Region mit der Bundesrepublik Deutschland und der EU voranzubringen.
Scheuer ist nun das Gesicht und Sprachrohr des Vereins. Um einen bestimmten Raum, ein Land zu entwickeln, seien vor allem drei Dinge wichtig: „Das ist Energie, das ist Bildung und das ist Infrastruktur, vielleicht noch in den letzten Jahren stärker die Digitalisierung. Aber diese drei Bereiche, da hängt mein Herzblut dran“, sagt der 49-jährige Niederbayer.
Ein Schwerpunkt der Arbeit sind Events mit Experten und zur Vernetzung. „Immer, wenn Wahlen stattgefunden haben, ob in Taiwan, Thailand war oder auf den Philippinen, oder auch zum Parteitag in China, gibt es Expertenanhörungen, die virtuell stattfinden“, erklärt er. „Dann haben wir natürlich Delegationsreisen geplant – Thema Vietnam, Thema Dialog in Indien.“
Vor kurzem sei er in Vietnam, Malaysia und Indonesien gewesen, und auch in Japan und Korea. Der studierte Politikwissenschaftler kennt die handels- und geopolitische Bedeutung Chinas. Doch der gesamte Verein legt den Fokus nicht allein auf die Volksrepublik, sondern beschäftigt sich mit allen Staaten im ostasiatischen Raum.
Die Welt ist „besorgniserregend komplizierter“
„Wir sind Brücke, Brücke in jeder Beziehung“, sagt Scheuer. „Das Schöne ist, wenn dann eben aus so einem Gedanken was Konkretes entsteht.“ Er sei früh in Vietnam gewesen und zuletzt erneut dorthin gereist. Daraus seien die ersten Verbindungen zwischen vietnamesischen und deutschen Unternehmen entstanden, wie der ehemalige Bundesminister berichtet. „Ich war dort mit jungen mittelständischen Familienunternehmern unterwegs, die ziemlich erstaunt waren, was für eine immense Dynamik Realität ist.“
Zugleich bleibt China für ihn ein prominentes Thema. Vielleicht nicht unbedingt aus einer speziellen Faszination für die Volksrepublik heraus, sondern vor allem wegen des Einflusses, den Peking auf der ganzen Welt hat.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine oder die Gräueltaten der Hamas gegenüber Israel hätten zu einer neuen Dynamik auch in der Asienbrücke oder generell in der Außenpolitik geführt. „Das werden wir abbilden mit unseren Aktivitäten. Da sind wir bei den Fragen: Kann Getreide geliefert werden? Welche Auswirkungen haben die Energielieferungen zwischen Russland und China?“ Da verändere sich einfach etwas für die Wirtschaft, was Produktion und Preise betrifft, und das hätte globale und strategische Auswirkungen bis hin zu Themen der Luft- und Raumfahrt oder Digitalisierung, meint Scheuer.
Die Welt ist nach den jüngsten Entwicklungen „besorgniserregend komplizierter geworden“, wie er es beschreibt. Er sei trotzdem Optimist und möchte nun, da er nicht mehr am Kabinettstisch sitzt, mit seinen Aktivitäten für die Asienbrücke die Position Deutschlands verbessern. Constantin Eckner
Autor: Constantin Eckner · Artikel aus der Ausgabe des China.Table vom 4. März 2024
Mit freundlicher Genehmigung der Table.Media